11. Nov 2024,
Gemeinsam an neuen Wegen basteln.
Heute, am 11.11., vor zwei Jahren haben deine weisen Hundeaugen sich für immer geschlossen, geliebter Nero. Es war ein so unendlich trauriger, zutiefst berührender Tag und er brachte auch Erlösung. Es ging uns beiden schlecht.
Seither ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an dich gedacht, dich auf eine Art vermisst oder dich um Unterstützung gebeten habe.
Und ich habe mich um mich gekümmert – wie versprochen, lieber Schatz. Ich habe mich noch intensiver auf meinen Weg gemacht und bin mir immer nähergekommen. Manchmal so nah, dass es sich wie nach Zuhause kommen angefühlt hat – in diesen Momenten waren und sind wir eins.
In den letzten Wochen bin ich gefühlt an der Wurzel von uralten Mustern, Schmerz und Prägungen angelangt und bin immer mal wieder damit beschäftigt, nicht in den Strudel der alten Erfahrungen hineingesogen zu werden – mal gelingt es mir, mal nicht. Es fühlt sich an, als würden diese alten, festgefahrenen Strukturen nochmals mit grosser Vehemenz aufbegehren.
Aber etwas ist anders… immer mehr war und ist da auch etwas Neues in mir. Etwas, das sich immer wieder aufrichtet, etwas, das immer wieder aussteigen und neu wählen kann, etwas Lebendiges, Tiefes, Freies… Wenn das da ist, gibt es keine Fragen mehr, dann fliesse ich einfach vertrauensvoll von Moment zu Moment.
In den letzten Wochen bist du sehr oft in meinen Träumen aufgetaucht, Nero, hast mir bedeutsame Botschaften übermittelt. Und auch sonst gab es Zeichen und Erfahrungen, die mich immer wieder staunen liessen, mir Kraft und Vertrauen schenkten und Momente, in denen ich mir ganz gewiss war, dass wir verbunden sind und alles «gut» ist.
Zum Beispiel, als ich neulich auf einem Spaziergang im Wald wie magisch angezogen zu dem Platz gegangen bin, wo Christoph und ich vor einem Jahr einen Teil deiner Asche bei einem Baum verstreut hatten – ein Baum, an dem du jedes Mal intensiv geschnüffelt hast, wenn wir dort vorbei gegangen sind. Mir gings grad nicht so gut, ich war innerlich in schwächenden Gedankenspiralen verstrickt. Kurz bevor ich dann um die Ecke zu diesem Platz bog, bist du vor meinem geistigen Auge aufgetaucht und ein flüsterndes, liebevolles «Nero» ist über meine Lippen gehuscht.
Dann blieb ich wie angewurzelt stehen, als ich den Baum erblickte – deinen Baum - denn es hatte sich ein wunderschöner Schmetterling auf ihm niedergelassen – genau dort, wo du immer geschnüffelt hattest. Ich konnte meinen Augen nicht trauen und spürte gleichzeitig die Wahrheit tief im Inneren, die Verbindung zu dir, ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper und Tränen liefen über meine Wangen und wuschen die alten, klebrigen Schichten in mir rein.
Ich blieb ca. eine Stunde dort, zusammen mit dem Schmetterling und es gesellten sich noch ein Specht, zwei Libellen, eine Spinne, ein Mäusebussard, Raben und andere Vögel in die wundersame Szenerie dazu, von der ich staunend Teil war. Der stille, lebendige Wald, das warme, helle Sonnenlicht, die dunkleren, kühlen Schattierungen, das beruhigende Rauschen der Blätter, das nistige Rascheln im Laub, die anmutigen Flügelschwünge der Vögel, der erdige Duft, all diese Wesen, das pure Leben, hier und jetzt, vollkommen, all-eins. Ich konnte tief Kraft tanken.
Du warst und bist Begleiter auf meinem Weg, lieber Nero. Warst schon immer mein Käptn Now. Hast mich gezwungen, ins Hier und Jetzt zu kommen, hinzuschauen und warst immer da, stoisch, hartnäckig. Und auch jetzt bist du da, in anderer Form, aber du bist da und begleitest mich, weist mir den Weg, wenn ich mal wieder auf den ausgetretenen, inneren Pfaden herumirre, irgendetwas suche. Bist wie ein Licht, an dem ich mich orientieren und immer wieder nach Hause in mir kommen kann.
Du begleitest meinen inneren Wandel, bist Teil davon. Mal als Lehrer, mal als Ressource, mal als Freund, mal im Traum, mal in Form eines Schmetterlings, der ja für Metamorphose steht.
Ich spüre, du bist jetzt woanders (das hast du mir in einem der Träume gezeigt) und gleichzeitig bist du immer bei mir, sowohl, als auch, frei und verbunden zugleich.
So hoffe, bete und vertraue ich, dass sich der Wandel auch an vielen anderen Orten und in vielen Herzen so begleitet und getragen vollziehen mag. In Richtung einer neuen, friedvolleren Welt.